Im einem der ETIKA Newsletter habe ich über die Rolle von Sozialaudits im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gesprochen. Da ich diese Frage immer wieder gestellt bekomme und sie immer noch sehr aktuell ist, möchte ich die Inhalte auch hier teilen.
Ich hoffe, dass die Inhalte nützlich sind und zu mehr Klarheit bzgl. der Rolle von Sozialaudits und deren Einsatz führen.
Lassen Sie uns mit den Basics starten: Was erwartet das LkSG?
Im LkSG steht unter Artikel 6 „Präventionsmaßnahmen“, dass
Unternehmen angemessene Präventionsmaßnahmen im eigenen Betrieb und bei unmittelbaren Zulieferern ergreifen müssen und dazu gehört auch die Durchführung von sogenannten „Risikobasierten Kontrollmaßnahmen“.
Siehe hier beide relevante Absätze aus dem LkSG:
Was bedeuten die Anforderungen für die Praxis?
Kontrollmaßnahmen sind Wege, die es einem Unternehmen erlauben, zu kontrollieren bzw. zu verifizieren, dass Menschen- und Arbeiterrechte geschützt sind.
Einige Beispiele für Kontrollmaßnahmen sind:
Auditprogramme von externen Initiativen (z.B. SMETA)
Interne Sozialaudits
Fragebögen
Anonyme Fragen per Anruf oder SMS/ Whatsapp
Produktzertifizierungen (z.B. Fairtrade)
Systemzertifizierungen (z.B. SA8000)
Eine risikobasierte Durchführung heißt, dass Kontrollmechanismen dort eingesetzt werden sollen, wo die Risiken für Verletzungen am größten sind. So weit die Theorie, aber wie sehen "risikobasierte Kontrollmaßnahmen" in der Praxis aus?
Wie können Sozialaudits in der Praxis genutzt werden?
Zum Schluss möchte ich Ihnen gerne 2 Praxisbeispiele aufzeigen, wie Sozialaudits eingesetzt werden können.
Beispiel 1: Möbelhändler aus Deutschland
Unternehmen nutzt das amfori BSCI Programm, um Standards bei den Lieferanten zu überwachen
Unternehmen wollte überprüfen, ob die Punkte Verhaltenskodex für Lieferanten intern eingehalten werden
Internes Sozialaudits basierend auf dem amfori Verhaltenskodex wurde durchgeführt, um zu verifizieren, dass alle Standards intern eingehalten werden
Beispiel 2: Internationales Bekleidungsunternehmen aus Spanien
Unternehmen hat ein eigenes Auditsystem seit 2001 basierend auf dem selbst entwickelten Verhaltenskodex für Lieferanten entwickelt
Alle neuen Fabriken durchlaufen ein Pre-Assessment (short audit)
Alle Fabriken werden vom internen CSR- Team oder von externen Auditor*innen unangekündigt auditiert
Alle Fabriken müssen die Prinzipien des Verhaltenskodex einhalten
Wenn Fabriken die Abweichungen nicht abstellen, werden sie blockiert und es können keine Bestellungen mehr ausgelöst werden
Sozialaudits sind ein geeignetes Mittel, um den Status-Quo im eigenen Geschäftsbereich und bei den Lieferanten zu ermitteln, um auftretende Lücken zu schließen.
Sozialaudit als ein Tool innerhalb des Risikomanagementsystems
Das LkSG fordert Unternehmen auf, ein Risikomanagementsystem für Menschenrechte aufzubauen. Sozialaudits können innerhalb dieses Systems ein wichtiges Werkzeug sein, um den Status-Quo in Bezug auf Menschenrechte zu ermitteln und Verbesserungen anzustossen. Ganz konkret können durch Sozialaudits die Punkte unter §6 (3) 4. und (4) 4. erfüllt werden.
Ich hoffe, sie konnten aus diesem Artikel wichtigen Input für sich mitnehmen. Ich würde mich freuen, wenn sie mir Ihre Gedanken und Fragen schreiben oder auch gerne den Artikel an Kolleg*innen weiterleiten, wenn sie denken, dass die Infos nützlich waren.
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