Risikoanalyse für Menschenrechtsverletzungen und dann?
- Federica Suess

- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Vielleicht geht es dir ähnlich: Du hast die Risiken in deiner Lieferkette analysiert. Der Einkauf verschickt den Supplier Code of Conduct. Lieferanten füllen Fragebögen aus.
Aber reicht das aus? Wie geht es danach weiter? Wie kannst du das Thema Menschenrechte noch stärker verankern? Wie kannst du mehr bewirken?
Unten teile ich drei Maßnahmen, die zu positiven Veränderungen geführt haben. Sie haben Einkäufer motiviert, befähigt und eingebunden.
1. Entwicklung von Einkaufsprinzipien für die Zusammenarbeit mit Lieferanten
Der Einkauf hat den größten Hebel bei der Durchsetzung von Arbeitsstandards. Einkäufer schließen Verträge ab, verhandeln Preise und legen Einkaufsbedingungen fest. Wenn Nachhaltigkeitsaspekte in diese Prozesse integriert werden, hat das einen enormen Effekt.
Deshalb ist es mein Ziel, den Einkauf von Anfang an ins Boot zu holen. In einem Projekt haben wir gemeinsam mit dem Einkaufsleiter und den strategischen Einkäufer*innen Einkaufsprinzipien entwickelt. Diese Prinzipien bilden einen Rahmen dafür, wie die Zusammenarbeit mit Lieferanten gestaltet werden soll. Sie zeigen, welche Werte dem Einkauf in einer Partnerschaft wichtig sind, geben Orientierung und signalisieren neuen Mitarbeitenden, worauf es in der Zusammenarbeit ankommt.
Die Workshops zu den Prinzipien haben mich tief berührt, weil sich alle Einkäufer aktiv eingebracht haben. Ich habe gespürt, dass ihnen klar wurde, worum es beim Thema Nachhaltigkeit wirklich geht.
2. Sozialen Dialog zwischen Einkäufern und Lieferanten fördern
Nachhaltigkeit braucht Analysen, Ziele und Berichte- aber echter Wandel entsteht vor allem im Dialog.
Das kann zum Beispiel so aussehen, dass Einkäufer oder Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Lieferantenbesuchen Fragen stellen wie:
Was schätzen Beschäftigte an ihrer Arbeit hier?
Gibt es Gruppen von Mitarbeitenden, die du besonders gerne einstellst?
Wie funktioniert der Arbeitsschutz bei euch?
Diese kurzen, informellen Gespräche können viel bewirken. Sie schaffen Verständnis, stärken Beziehungen und geben echte Einblicke in die Arbeitsbedingungen.
Wir haben einige Checklisten für informelle Gespräche/Audits entwickelt. Einen Leitfaden stellen wir auf unserer Website kostenlos zur Verfügung:
3. Einkaufspraktiken hinterfragen und negative abschaffen
Wie bereits erwähnt, hat der Einkauf einen großen Einfluss auf die Arbeitsstandards beim Lieferanten. Wenn z.B. Einkaufspreise dauerhaft zu niedrig sind, wirkt sich das negativ auf die Arbeitsbedingungen beim Lieferanten aus.
In einem Workshop mit einem Einkaufsteam haben wir gemeinsam die Einkaufspraktiken analysiert: Welche positiven Praktiken gibt es bereits? Was läuft gut? Und umgekehrt: Welche Praktiken schwächen die Lieferantenbeziehung? Dazu zählen zum Beispiel kurzfristige Mengenänderungen oder die Nichteinhaltung von Zahlungsfristen.
Ich war überrascht, wie viele einfache Maßnahmen wir mit wenig Aufwand (Tagesworkshop) identifizieren konnten. Die Einkäufer waren motiviert- nicht zuletzt, weil sie selbst von einigen dieser Praktiken genervt waren. Jetzt gab es die Chance, sie zu verbessern.
Die drei Maßnahmen haben Einkäufer erfolgreich eingebunden, befähigt und motiviert. Menschenrechte und Arbeitsstandards sind dadurch keine abstrakten Themen mehr. Einkäufer und Lieferanten können nun offen über Arbeitsstandards sprechen. Einkäufer nutzen ihren Hebel, um gute Arbeitsstandards zu ermöglichen.
Welche Maßnahmen hast du umgesetzt, bei denen du das Gefühl hattest, dass sie wirklich etwas bewirken?





Kommentare