In diesem Artikel möchte ich einen Auszug auf unserem monatlichen Newsletter teilen. Im Oktober haben wir uns intensiv mit Sozialaudits beschäftigt. Ich hoffe, dass Sie sich nach dem Lesen des Artikels klarer darüber sind was Sozialaudits genau sind und was mit Sozialaudit erreicht und auch nicht erreicht werden kann.
Ich möchte gerne auf folgende Fragen eingehen:
Was sind Sozialaudits überhaupt?
Für welchen Zweck können Sie eingesetzt werden?
Was sind die Vorteile von Sozialaudits? Und was kann ich mit einem Sozialaudit nicht erreichen?
Starten wir mit den Grundlagen: Was ist ein Sozialaudit?
Ein Sozialaudit ist eine Prüfung eines Betriebes oder Farm gegen einen „Standard“ oder Verhaltenskodex, welcher (normalerweise) Prinzipien und Anforderungen in den Bereichen Arbeits- und Menschenrechte, Umwelt, Arbeitssicherheit und Gesundheit und Faires Wirtschaften beinhaltet.
Wie wird ein Sozialaudit durchgeführt?
Ein Sozialaudit besteht aus den folgenden 5 Schritten:
1. Einführungsgespräch
2. Betriebsrundgang
3. Gespräche mit den Mitarbeitenden und dem Management
4. Dokumentencheck
5. Abschlussgespräch
Ein Sozialaudit wird meistens von lokalen Auditor*innen durchgeführt, die die lokale Sprache kennen. Das ist von großem Wert, denn Sozialaudits bestehen zu einem sehr großen Teil aus Gesprächen mit den Mitarbeitenden. Wenn wir die Landessprache nicht kennen, ist es viel schwieriger, die Situation der Mitarbeitenden zu verstehen und Lücken im Standard aufzudecken.
Außerdem haben die Sozialauditor*innen eine Ausbildung abgeschlossen und kennen sich somit mit den Themen wie Diskriminierung und Zwangsarbeit aus, sie kennen die nationalen Arbeitsgesetze sowie international gültigen Arbeitsstandards und können professionelle Fragetechniken bei den Gesprächen mit den Mitarbeitenden anwenden.
Am Ende des Sozialaudits wird ein Auditbericht erstellt, in dem der Status-Quo des Unternehmens zu den oben genannten Themen dargestellt ist. Dazu gehören Stärken sowie Lücken im Standard. Oft werden auch schon erste Maßnahmen skizziert, welche die aufgedeckten Lücken schließen können. Nach dem Audit sind dann die auditierten Organisation gefragt, die Ursache für die Lücken im Standard zu untersuchen und Korrektur- sowie Präventivmaßnahmen aufzusetzen. Bei einigen Sozialaudits, wie SMETA, unterstützen Sozialauditor*innen die Lieferanten nach dem Audit, die Lücken im Standard zu schließen und damit Arbeitsstandards zu verbessern.
Für welchen Zweck kann ein Sozialaudit genutzt werden?
Ein Sozialaudit dient dazu den Status-Quo einer Organisation zu den oben genannten Punkten zu ermitteln. Bei einem Sozialaudit werden Lücken identifiziert, die zu schließen sind, um die Prinzipien und Anforderungen im Standard oder Verhaltenskodex umzusetzen.
Unternehmen nutzen Sozialaudits aus verschiedenen Gründen. Drei davon möchte ich gerne beschreiben:
1. Voraussetzung für eine Zusammenarbeit
Unternehmen, die sich führend im Bereich Nachhaltigkeit positionieren wollen, ist es sehr wichtig, dass Menschenrechte und Arbeitsstandards bei den Lieferanten eingehalten werden. Für viele dieser Unternehmen werden Sozialaudits schon vor der Zusammenarbeit eingesetzt, um zu prüfen, ob der Lieferant geeignet ist. Sind die Abweichungen zum Standard des Unternehmens zu groß, wird der Lieferant womöglich nicht aufgenommen.
2. Anforderung des Kunden
Viele Unternehmen führen Sozialaudits durch, weil die Kunden (meist Großkunden) diese einfordern. Es kann z.B. sein, dass ein zufriedenstellendes SMETA-Audit vom Kunden gefordert wird, welches das Unternehmen entweder bei sich selbst oder bei seinen eigenen Lieferanten durchführen muss.
3. Hohes Risiko für Verletzungen der Menschenrechte
Durch vermehrte Regulierung im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte in Europa und weltweit, müssen immer mehr Unternehmen eine Risikoanalyse durchführen. Wenn das Risiko für eine Menschen- oder Arbeitsrechtverletzung hoch ist, werden Sozialaudits eingesetzt, um zu prüfen, ob der Verstoß tatsächlich eintritt oder nicht. Ein Sozialaudit kann zwar keine 100% Sicherheit geben (die Gründe hierfür erkläre ich weiter unten), jedoch kommen wir der Wahrheit näher, als wenn wir uns nur externe Datenquellen im Internet durchlesen.
Was sind die Limitationen von Sozialaudits?
Natürlich gibt es auch Limitationen von Sozialaudits. Sozialaudits sind wie oben beschrieben eine Status-Quo Aufnahme. Sie geben uns die Möglichkeit, Maßnahmen einzuleiten, um den Status-Quo zu verbessern. Sozialaudits verbessern also nicht automatisch die Arbeitsbedingungen, sie sind eher der Startpunkt für Verbesserungen.
Was sollten wir noch über Sozialaudits wissen?
Die Zeit eines Audits ist begrenzt. Manchmal reicht die Zeit nicht aus, alle Themen im Detail zu überprüfen. In der Auditwelt wird oft gesagt „Die Zeit ist des Auditors größtes Hindernis“.
Sozialauditor*innen bekommen manchmal Hinweise, dass eine Situation nicht dem Standard entspricht (z.B. Diskriminierungsfall), jedoch gibt es nicht genügend Beweise, die in der kurzen Zeit gesammelt werden können, um eine Abweichung aufzuschreiben. Nur weil also etwas nicht im Auditbericht als „Abweichung“ drinsteht, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt.
Ein Sozialaudit ist zudem eine Momentaufnahme. Produktionen arbeiten aber dynamisch. Somit kann es sein, dass sich die Situation 6 Monate nach dem Audit verändert hat (z.B. arbeitet der Lieferant jetzt mit einer Personalagentur zusammen, die Mitarbeitende nicht den Mindestlohn bezahlt)
Einige Audits haben zudem einen Checklisten-Charakter, der zu starr ist, um komplexe Themen, wie Kinder- oder Zwangsarbeit aufzudecken. Es ist also immer auch wichtig, ein solides "Auditsystem" auszuwählen.
Sozialaudits haben also einige „Limitationen“ oder „Charaktereigenschaften“, die wir kennen sollten, um das Tool bewusst einzusetzen.
Zusammenfassung
Sozialaudits erfassen vor allem den Status-Quo einer Organisation in Bezug auf Arbeits- und Umweltstandards. In einigen Fällen werden Lieferanten begleitet, Lücken im Standard, die beim Audit festgestellt werden, zu verbessern.
Sozialaudits geben uns einen Anfangspunkt, um konkret in die Verbesserung von Arbeitsstandards zu gehen.
Wir müssen uns auch immer wieder bewusst machen, dass Sozialaudits eine Momentaufnahme sind. Dass die Zeit bei einem Audit knapp ist und nicht immer alle Themen im Detail verifiziert werden können.
Wir können Sozialaudits nicht als All-Heil-Mittel ansehen, sondern als das, was sie vor allem sind: Ein wichtiges Tool im Verfahren der Sorgfaltspflicht.
Wie nutzen Sie momentan Sozialaudits? Welche weiteren Fragen zu Sozialaudits haben Sie vielleicht noch?
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